Integrative Gestalttherapie - ein Überblick

Ursprung und Entwicklung

Die Integrative Gestalttherapie (IGT) ist ein humanistisches Psychotherapieverfahren, das auf den Arbeiten von Fritz Perls, Laura Perls und Paul Goodman basiert. Sie entstand in den 1940er Jahren als Weiterentwicklung der klassischen Gestaltpsychologie und Psychoanalyse. Später wurde sie durch Hilarion Petzold und Johanna Sieper um kreative, körperorientierte und systemische Elemente erweitert, sodass sie heute eine integrative, schulenübergreifende Methode darstellt.

Zentrale Grundhaltung

Die Haltung in der Integrativen Gestalttherapie ist geprägt von Wertschätzung, Authentizität und einem dialogischen Miteinander. Der Mensch wird als untrennbare Einheit von Körper, Geist und Seele verstanden, eingebettet in soziale und ökologische Zusammenhänge. Im Mittelpunkt steht der Kontakt im Hier und Jetzt, wobei der Therapeut dem Klienten auf Augenhöhe begegnet und dessen Selbstverantwortung und Potenzialentfaltung fördert.

Typische Arbeitsweisen und Methoden

Die Integrative Gestalttherapie nutzt eine Vielzahl kreativer und erlebnisorientierter Methoden, um innere Prozesse sichtbar und bearbeitbar zu machen:

  • Leerer Stuhl: Dialog mit abwesenden Personen oder Persönlichkeitsanteilen
  • Rollenspiele und kreative Ausdrucksformen (z.B. Zeichnen, Malen, Symbolarbeit).
  • Körperarbeit: Bewusstmachung und Integration körperlicher Empfindungen
  • Traumarbeit: Identifikation und Integration von Persönlichkeitsanteilen aus Träumen
  • Achtsamkeits- und Wahrnehmungsübungen: Förderung der Bewusstheit für Gefühle, Bedürfnisse und Körperempfindungen

Warum wirkt Integrative Gestalttherapie?

IGT wirkt, indem sie das Erleben im Hier und Jetzt aktiviert und KlientInnen darin unterstützt, unerledigte Themen aus der Vergangenheit zu erkennen und zu bearbeiten. Durch die Integration von Körper, Emotion und Kognition sowie die Förderung von Bewusstheit und Selbstverantwortung können nachhaltige Veränderungen im Erleben und Verhalten erzielt werden. Die Therapie ermöglicht korrigierende Beziehungserfahrungen, stärkt die Selbstwahrnehmung und eröffnet neue Handlungsoptionen.

Die Integrative Gestalttherapie ist besonders wirksam bei:

– Depressionen, Ängsten, Zwängen
– Essstörungen, Abhängigkeitserkrankungen
– Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
– Traumatischen Erfahrungen
– Krisen und belastenden Lebenssituationen
– Problemen im Umgang mit Aggression, Entfremdungsgefühlen und Beziehungsproblemen

Warum ist Integrative Gestalttherapie besonders wirkungsvoll?

Die besondere Wirksamkeit der IGT liegt in ihrer Flexibilität und Ganzheitlichkeit. Sie ermöglicht es, individuelle Bedürfnisse und Ressourcen zu berücksichtigen und fördert nachhaltige Veränderungen auf mehreren Ebenen. Studien zeigen eine hohe Klientenzufriedenheit und signifikante Verbesserungen in verschiedenen Lebensbereichen. Die Integration kreativer, körperlicher und dialogischer Elemente spricht unterschiedliche Persönlichkeitsanteile an und unterstützt tiefgreifende persönliche Entwicklung. Die Integrative Gestalttherapie bietet einen lebendigen, kreativen und nachhaltigen Weg zur persönlichen Entwicklung und Heilung – für Menschen, die mehr Bewusstheit, Selbstverantwortung und Lebendigkeit in ihr Leben bringen möchten.

Bekannte Zitate von Fritz Perls und Laura Perls

Fritz Perls:

  • „Lose your mind and come to your senses.“
  • „Don’t push the river, it flows by itself.“

Laura Perls:

  • „Gestalt therapy is about awareness, contact, and experiment.“
  • „The aim of Gestalt therapy is to restore the patient’s capacity for contact and awareness, so that he can live creatively and authentically.“
Unterschiede zu anderen Psychotherapieverfahren

Integrative Gestalttherapie Andere Verfahren
(z.B. Verhaltenstherapie, Psychoanalyse)
Ganzheitlicher Ansatz: Körper, Geist, Seele und Umwelt werden einbezogen Oft Fokussierung auf einzelne Aspekte (z.B. Verhalten oder Kognition)
Erlebnis- und prozessorientiert: Fokus auf das Hier und Jetzt Häufig vergangenheits- oder symptomorientiert
Kreative und körperorientierte Methoden Meist vorrangig gesprächs- oder analysebasiert
Therapeutische Beziehung als gleichwertiger Dialog Teilweise stärker hierarchische Beziehung
Integration verschiedener Methoden und Schulen Meist enger methodenspezifisch
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