Sexualisierte Gewalt

Wenn Machtausübung offen demonstriert werden soll, greifen die Täter und Täterinnen in unterschiedlichsten Verhältnissen zu sexueller Gewalt. Dabei ist ein erzwungener Geschlechtsverkehr nur die vielleicht aggressivste Form. Aber auch unerwünschte Berührungen, dem erzwungenen Zusehen bei sexuellen Handlungen oder sexualisierter Sprache ist eine Form sexueller Gewalt.

Diese kann also sehr vielschichtig erlebt werden und die Beurteilung einer Situation ist immer subjektiv. Genau dies ist auch im Gesetzbuch so eindeutig verankert, das für die vielen Formen sexueller Gewalt auch unterschiedlichste Strafmaßnahmen vorsieht.

Massive Schamgefühle oder oft Gedanken, der Betroffene, sie wären durch aufreizende Kleidung, Gestiken oder Worte vielleicht sogar selbst Schuld an der erlebten Gewalt, gehören leider zur „normalen“ Reaktion der Menschen. Die eigene Schuldzuschreibung ermöglicht es den Betroffenen den Anschein aufrecht zu erhalten, sie hätten selbst etwas dazu beigetragen und somit – so sie dies nicht mehr tun – nicht mehr ganz hilflos zu sein, sondern eine Möglichkeit zu haben, dies in Zukunft zu verhindern. So sehr irrational dies auch von Außen betrachtet ist, denn Schuld trägt immer und ausschließlich die Täterin oder der Täter. Vorallem Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene versuchen oft aus diesen Gründen selbst mit der Situation fertig zu werden. Auch die eigene Familie oder sogar der Freundeskreis ist manchmal keine Hilfe, ja trägt aus Angst sogar zur Vertuschung bei.

Unsere Aufgabe liegt darin, Sie zu begleiten, diese Erfahrungen in Ihr Leben im Hier und Jetzt einzugliedern. Sie können nicht ändern, was geschehen ist, aber lernen, wieder ein gutes, vertrauensvolles und auch sexuell glückliches Leben zu führen.

„Für mich ist das einzig wirklich Spezifische dieser Geschichte, dass sie meine Geschichte ist, dass sie mir passiert ist. Und vor allem, dass ich über die Bewertung des von mir Erlebten frei entscheiden kann: Es steht mir frei, es nicht zu begreifen, es steht mir frei, es als moralisches Urteil, als Ressentiment auf andere zu projizieren oder es umgekehrt zu rechtfertigen – doch es steht mir auch frei, es zu begreifen, darüber erschüttert zu sein und in dieser Erschütterung meine Befreiung zu sichern, es also als Erfahrung zu verdichten, zu Wissen zu Formen und dieses Wissen zum Inhalt meines weiteren Lebens zu machen. “ (Imre Kertesz)

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